Viele Klienten, die ein berufliches Coaching aufsuchen, haben meist ein Anliegen gemeinsam: Den Wunsch nach einem Berufsleben, das sich leichter anfühlt und ihnen über den Arbeitstag hinweg nicht nur Energie raubt. Mir ist es dann wichtig, ganz bewusst nicht bei Zeitmanagementstrategien oder der Reduktion der Arbeitszeit oder -belastung anzusetzen, sondern zunächst genauer hinzuschauen und tiefer in das Thema einzusteigen.
Im Folgenden möchte ich dir zeigen, welche zwei Ansätze dabei helfen können, den Kern des Problems herauszuarbeiten, den Knoten zu lösen und dadurch eine positive Veränderung hin zu mehr Leichtigkeit im Berufsleben anzustoßen.
Einschränkende Lebensregeln – negative Glaubenssätze – auflösen
Wir tragen alle sogenannte Glaubenssätze in uns. Diese sind meist nicht bewusste Lebensregeln, die wir im Zuge unserer Erziehung und Sozialisation verinnerlicht haben. Viele davon können in bestimmten Lebensphasen ganz erfolgversprechend sein: wie z.B. der Glaubenssatz in unserer Schul- und Ausbildungslaufbahn: „Wer fleißig und zurückhaltend ist, wird von Autoritätspersonen (Lehrern, Ausbildern, Professoren etc.) geschätzt und belohnt.“ Derselbe Glaubenssatz kann jedoch im Berufsleben stark einschränken, wo Fleiß und Zurückhaltung nicht unbedingt zu der Position verhelfen, auf die man so lange hingearbeitet hat.
Ist die Lebensregel wie ein automatisches Programm weiterhin in uns aktiv, kann dies dazu führen, dass wir uns verausgaben, ohne die erhofften Ergebnisse zu sehen. Das kann schließlich in Frustration oder in einen Erschöpfungszustand münden.
Neben dem bereits genanntem Glaubenssatz, gibt es viele weitere, ganz individuelle Glaubenssätze, die uns blockieren können und das Ziel leichtes, erfülltes Berufsleben so gut wie unerreichbar machen. Andere limitierende, kräftezehrende Glaubenssätze können zum Beispiel sein: „Arbeitsergebnisse sind nur dann gut, wenn sie viel Zeit und harte Arbeit erforderten.“ Oder auch „Nur wenn man einen gehetzten Arbeitsalltag hat, ist man in seinem Job wertvoll.“
Es ist wichtig, die persönlichen, nicht bewussten Lebensregeln im ersten Schritt zu identifizieren und sie ganz gezielt auf Ihren Nutzen im Berufsleben zu hinterfragen. Denn sind sie weiterhin in uns aktiv, verzerren sie unsere Wahrnehmung und wir sehen uns in unserer aufgestellten Lebensregel immer weiter bestärkt.
Erfahrungsgemäß hilft die Glaubenssatzarbeit bereits, sich von seinen einschränkenden Lebensregeln zu distanzieren. Der Weg hin zu mehr Leichtigkeit im Berufsleben wird freier.
Die authentische (Berufs-)Identität kennenlernen
Wie viel Prozent deiner täglichen Tätigkeiten erledigst du mit Freude? Hast du den Eindruck, dass du deine Stärken im Arbeitsleben gut einbringen kannst? Und wie blickst du in der Regel auf deinen Arbeitstag zurück? Erfüllt, stolz und mit einem Gefühl, etwas Sinnvolles geleistet zu haben?
Wir alle kennen im Berufsalltag Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten, die uns eher weniger Freude bereiten und doch gehören auch sie zu unserer beruflichen Rolle dazu. Schwierig und kräftezehrend wird es, wenn diese einen Großteil unseres Arbeitstages ausmachen. Dann erledigen wir den gesamten Tag und das fünfmal die Woche Aufgaben, die uns nicht liegen, die viel von unserer Energie fressen und ein Gefühl der Schwere und womöglich auch Unruhe zurücklassen.
Deswegen ist es so wichtig, sich selbst besser zu verstehen, um sich darüber klar zu werden, welche Stellschrauben du im nächsten Schritt drehen kannst, um mehr Leichtigkeit und Erfüllung im Berufsleben zu erreichen. Hier empfehle ich, sich genug Zeit zu nehmen, um alle Aspekte der eigenen Persönlichkeit zu beleuchten.
Nachfolgend findest du die wichtigsten Puzzleteile aufgelistet sowie ein paar Leitfragen, um dich bei dem Erforschen der jeweiligen Facette zu unterstützen:
- Die Interessen: Wofür interessierst du dich? Worüber kannst du stundenlang sprechen oder ganz spontan einen zehnminütigen Vortrag halten?
- Persönliche Stärken: Was fällt dir leicht? Was lernst du besonders schnell? Was würden deine Familie/Freunde/Kollegen usw. als deine Stärken bezeichnen oder wobei fragen sie dich häufig um Rat oder Unterstützung?
- Die Persönlichkeit: Wie flexibel oder offen bist du gegenüber allem Neuen? Wie gehst du mit belastenden Situationen um? Wie triffst du Entscheidungen? Wie gerne bist du unter (fremden) Menschen? Würdest du dich selbst als akribisch und genau beschreiben?
- Motive und Werte: Arbeitest du gerne im Team oder lieber allein? Und was ist dir in der Zusammenarbeit mit anderen besonders wichtig? Worauf möchtest du in Zukunft in deinem Arbeitsleben nicht verzichten? Wie wichtig ist dir z.B. das Ansehen deines Arbeitgebers oder deiner Branche? Wie viel Flexibilität brauchst du? Und welche Rolle spielen für dich die Themen Gehalt und Entfernung zum Arbeitsort?
Durch die Fragen darfst du dich auf einer ganz neuen und tieferen Ebene kennenlernen. Diese Selbstreflexion kann dabei durch strukturierte Tools oder ausgewählte (Persönlichkeits)-tests ergänzt werden.
Aus den ersten Antworten können schließlich Schritt für Schritt ganz konkrete, passende Strategien für deine berufliche Zukunft abgeleitet werden. Dabei können schon kleine Veränderungen in der aktuellen Rolle einen großen Effekt auf die Zufriedenheit und die empfundene Leichtigkeit haben.
Es lohnt sich daher immer, bei dem Wunsch nach mehr Leichtigkeit im Berufsleben den Blick zunächst nach innen zu richten und sich so auf einer ganz neuen Ebene kennenzulernen. Die gewonnene tiefere Selbsterkenntnis macht hinderliche Lebensregeln bewusst und löst diese Stück für Stück auf. Das sich Befassen mit deiner authentischen Berufsidentität macht den Blick frei für das, was dich als Person ausmacht und welche Werte dir wirklich wichtig sind. Es hilft letztlich zu erkennen, wie deine berufliche Zukunft (dazu gehören u.a. die Tätigkeit selbst, aber auch die Arbeitsumgebung, die Arbeitsbedingungen, die Branche und die Teamstruktur) ausgestaltet werden kann, damit du mehr Leichtigkeit, mehr Erfüllung und mehr Sinn empfinden kannst.
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